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Welterbe Zollverein
 
route industriekulturWelterbe Zollverein(A) Schacht XII - Zentralschachtanlage(B) Schacht 1/2/8(C) Kokerei

Welterbe Zeche und Kokerei Zollverein, Essen

Die Anlage, die 2001 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, besteht aus drei Bereichen, die in unmittelbarer Nähe zueinander liegen (s. kmz):

Mit der Ernennung des „Industriekomplexes der Zeche Zollverein“ zum Welterbe im Dezember 2001 würdigte die UNESCO sowohl die Authentizität und Einmaligkeit dieses herausragenden Industriedenkmals als auch die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung als international renommierter Standort für Design und Kulturwirtschaft und nicht zuletzt Zollverein als Symbol für das neue Ruhrgebiet.

150 Jahre lang haben die Zollvereinanlagen die europäische Industrie- und Montangeschichte maßgeblich mitbestimmt. Die 1986 stillgelegte Zeche Zollverein Schacht XII als das größte und modernste Steinkohlenbergwerk in Europa und die in funktionaler Anbindung entstandene Kokerei Zollverein sind heute einzigartige Zeugnisse dieser schwerindustriellen Epoche. Hier, am authentischen Ort, ist die Geschichte der Industriegesellschaft noch ablesbar und erfahrbar.

Heute symbolisiert der Name Zollverein die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft. 1989 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA zu einem Projekt des Strukturwandels erklärt, fanden Kunst, Kultur und Design den Weg auf das Gelände. Die stillgelegte Zeche Zollverein wurde neuer Produktions- und Arbeitsort. Zollverein nimmt eine Schlüsselrolle in der "Kulturhauptstadt Europas 2010" ein. (Stiftung Zollverein)


(A) Schacht XII - Zentralschachtanlage

01 Schachthalle mit Fördergerüst
Mit Inbetriebnahme der Schachtanlage XII im Jahre 1932 wurde die gesamte Kohleförderung auf Zollverein zentral über diesen Schacht bewerkstelligt. Die anderen Schächte (1/2/8 und 3/7/10) dienten somit nur noch zur Personen- und Materialbeförderung.

Als einst größtes Steinkohlenbergwerk Europas, zeitweise sogar weltweit, war Zollverein zugleich Arbeitsplatz und Lebensmittelpunkt für 5000 Bergleute und ihre Familien. Als durchrationalisierte Anlage war der Schacht XII zwischen 1928 und 1932 erbaut worden, um dort Kohle in bis dahin unbekannten Mengen zu fördern: mit fast 12.000 Tagestonnen verwertbarer Steinkohle erreichte Zollverein XII die vierfache Leistung einer durchschnittlichen Ruhrgebietszeche.

Zollverein Schacht XII war die erste Zeche, die vollständig als Stahlskelettbau ohne tragende Wände errichtet wurde. Die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, die den in zwei Achsen angeordneten Industriekomplex nach Prinzipien der Symmetrie und Geometrie harmonisch durchgestalteten, konstruierten mit Zollverein Schacht XII eine einmalige Musteranlage, die stilbildend für fast dreißig Jahre Zechenarchitektur im Ruhrgebiet wurde. (Stiftung Zollverein)

Das markante Fördergerüst (der Begriff Förderturm ist unzutreffend, da er geschlossene Konstruktionen aus Stein oder Beton bezeichnet) ist ein Doppelbockfördergerüst in Vollwandbauweise (das Gegenteil von Fachwerkbauweise) mit einer Höhe von 55 m.


02 Wagenumlauf - Museumspfad
Die abgebaute Kohle wird in Wagen mit dem Förderkorb nach Übertage befördert. Im Gegensatz zur Lore, die im untertägigen Bergbau nicht zum Einsatz kommt, besitzt ein Wagen keine Kippvorrichtung, so dass er zum Entleeren "auf den Kopf" gestellt werden muss. Dies geschieht in den sog. "Kopfwippern", wo die Kohle auf Siebe geschüttet wird, mit denen eine erste Vorsortierung der Kohle erreicht wird.

Der Wagenumlauf dient heute als Museumspfad und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. An vielen anschaulichen Stationen wird hier der gesamte Ablauf der Kohleförderung erklärt.


03 Lesebandhalle - Ateliers und Veranstaltungshalle
Die geförderte Rohkohle ist immer mit unbrauchbarem Gestein (Bergematerial) verunreinigt. Neben Sieben und der Kohlenwäsche wurde zur Trennung von Kohle und Gestein auch eine manuelle Sortierung vorgenommen. In der Lesebandhalle wurde an langsam laufenden Transportbändern das taube Gestein, sowie große Kohlenstücke von Hand aussortiert. Diese Arbeit wurde von ganz jungen und alten Bergleuten durchgeführt, die für die Arbeit unter Tage noch nicht bzw. nicht mehr geeignet waren.
Ein Bergmann ging übrigens mit 54 Jahren in Rente und war in den 1950ern statistisch gesehen zwei Jahre später tot.

Heute bietet die Lesebandhalle mehrere Säle für unterschiedliche Veranstaltungen (Konzerte, Ausstellungen). Der große Saal, ehemals Probenort für das Essener Musiktheater, ist heute multifunktional nutzbar. Im Erdgeschoss befinden sich Geschäfte und Künstlerateliers.


04 Kohlenwäsche - Besucherzentrum, Cafe und Museumspfad
Das größte Gebäude der Schachtanlage XII ist die Kohlenwäsche. Hier wurde die Kohle auf die höchste Ebene transportiert und durchlief auf dem Weg nach unten verschiedene Reinigungsverfahren. Bei der eigentlichen Wäsche wird die Kohle in ein Wasserbecken befördert. Durch die verschiedenen Dichten trennt sich die Kohle von dem Nebengestein.

Heute führt eine 55 Meter lange Gangway, die höchste freistehende Rolltreppe Deutschlands, hinauf zum Besucherzentrum Zollverein auf der 24-Meter-Ebene der ehemaligen Kohlenwäsche. Wer sich umfassend über die "Route der Industriekultur" und das Welterbe Zollverein, aber auch über weitere touristische und industriekulturelle Angebote in der Region informieren möchte, für den ist das Besucherzentrum Zollverein die zentrale Anlaufstelle. Hier starten auch die täglichen Führungen der Stiftung Zollverein. (route-industriekultur.de)

Im Herbst 2009 wird in den unteren Ebenen der Kohlenwäsche das Ruhrmuseum eröffnet, das die Nachfolge des ehemaligen Ruhrlandmuseums antritt. Zum Jahreswechsel 2008/09 ist die Ausstellung "Gold vor Schwarz" zu sehen, die den berühmten Essener Domschatz vor kohlegeschwärzten Wänden zeigt.


05 Kesselhaus - red dot design museum
Zur Bauzeit von Schacht XII war es üblich, dass Zechen mit Hilfe von Dampfturbinen ihren eigenen Strom erzeugten. Auf Zollverein verzichtete man darauf und erhoffte sich vom Anschluss an das Stromnetz eine höhere Wirtschaftlichkeit. Das Kesselhaus von Zollverein speiste daher ausschließlich die Kompressoren zur Drucklufterzeugung. Die Turbokompressoren waren damals Spitzenleistungen des Maschinenbaus. (uni-essen.de)

Das Kesselhaus verdeutlich besonders stark das Konzept der beiden jungen Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer. Sie schufen mit Schacht XII ein Musterstück der Industriebaukunst, weil sie zwei bis dato vernachlässigte Grundideen zum Ausdruck brachten: Ordnung und gleichzeitige Monumentalität.

Soweit technisch möglich, entschieden sich die Architekten für eine Untergliederung des „Gesamtbaukörpers“ in einzelne Kuben in Stahlfachwerkbauweise, jeder von ihnen als rein funktionale Hülle für die technischen Anlagen im Innern – dies bot gleich mehrere Vorteile:

  • Durch die Wiederholung möglichst ähnlicher Gebäudeteile wird der Eindruck eines zusammengehörigen und klar aufeinander bezogenen Ensembles deutlich verstärkt.
  • Die schlichte Form der einzelnen Gebäude-Kuben ordnet sich dem erwünschten „großen Zusammenhang“ unter.
  • Der Einzel-Kubus als einfachste Hülle für die sich in ihm befindlichen Anlagen bietet alle Freiheiten, diese je nach technischem Wandel oder Bedarf im Innern neu anzuordnen oder auszuwechseln. (zollverein.de)

Das Kesselhaus wurde von Sir Norman Foster umgestaltet und beherbergt heute das red dot design museum, eine der bemerkenswertesten und größten Ausstellungen zeitgenössischen Designs.

Der 106 m hohe Schornstein des Kesselhauses wurde 1979 abgerissen.


06 Schalthaus und Fördermaschinenhalle Süd

Die Zeche Zollverein war (und ist bis heute) durch eine Freiluftumspannanlage an das 100 KV Netz des RWE angeschlossen. Im Schalthaus befand sich die Zentralschaltanlage für die Stromverteilung auf alle Betriebspunkte des Bergwerks - über und unter Tage. Heute befinden sich hier u. a. Vortrags- und Ausstellungsräume. (Stiftung Zollverein)

Schacht XII besaß zwei voneinander unabhängige Förderungen, die von einer nördlichen und einer südlichen Fördermaschine angetrieben wurden. Diese beiden Maschinen waren in zwei speziell dafür errichteten Hallen untergebracht, die annähernd nördlich und südlich des Schachtgerüstes platziert sind. (schacht12.de)


07 Zollverein School und Kühlturm II

Auf den Fundamenten des ehemaligen Kühlturms II wurde als Zitat der alten Bauform ein oktogonaler Neubau im modernen Industriedesign errichtet. Das Oktogon bietet in einem achteckigen Innenraum mit einer lichten Höhe von 14 Metern einen wandlungsfähigen Rahmen für Filmproduktionen und Veranstaltungen. Das Oktogon beherbergt das Medieninstitut INTERARTES. (zollverein.de)

Die Zollverein School of Management and Design auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen ist eine private Hochschule für Management und Design. Das Gebäude der Zollverein School wurde von dem japanischen Architekturbüro Sanaa entworfen. Das kubische Gebäude besitzt 132 Fenster in vier verschiedenen Größen. Auffälliges Merkmal des Gebäudes ist die Konzentration der Fenster zu den gegenüberliegenden Ecken (Südwesten und Nordosten) und die nicht ablesbare Geschossigkeit. (Wikipedia)


08 Sonstiges

Druckluft war einer der wichtigsten Energieträger im untertägigen Bergbau, so wurden z.B. die Abbauhammer der Bergleute mit Druckluft betrieben. Diese wurde von drei großen dampfbetriebenen Niederdruckkompressoren in Halle 9 bereitgestellt. Die Halle beherbergt heute mit dem Casino Zollverein einen Gastronomiebetrieb der gehobenen Klasse. (Stiftung Zollverein)

In der Zentralwerkstatt wurden Schmiede- und Schlossereiarbeiten ausgeführt. Heute dient sie als multifunktionale Ausstellungshalle und wurde auch schon als Zieleinlauf des Zollverein Silvesterlaufs benutzt.

Im Kesselaschebunker befindet sich die begehbare Raumskulptur "La Primavera" der Görlitzer Künstlerin Maria Nordman.


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