Stadtlauf
München
26.06.05
Sportscheck
bittet zum Showdown oder 1 Knolle vs. 11.000 Läufer
Nach der äußerst freundlichen Einladung durch das Haus Sportscheck
war es für das Team Süd schließlich soweit. Während
anderswo morgens halb zehn in Deutschland noch nicht einmal an Bewegung
gedacht wurde oder schon der Duft des Bratens durch das Haus waberte,
traf sich incaka mit der gesamten Läuferschar am Münchner Marienplatz,
um sich von dort gemeinsam auf die Halbmarathon-Strecke zu begeben. 21
Kilometer vorbei am Rathaus, durch die Theatinerstrasse, den Englischen
Garten, um schließlich aus dem Hofgarten zurück zum Marienplatz
zu gelangen. Eine reizvolle Strecke, die man sicher noch mehr zu schätzen
gewusst hätte, wenn man nicht vorher aufgrund diverser Zipperlein über
einen Monat Trainingspause gemacht hätte.
So
begab es sich, dass incaka in seinem weißen Funktionsshirt
Aufstellung unter der Masse der überwiegend orangegewandeten Sportskameraden
nahm und sich optimistisch neben dem Schild mit der Zielzeit 1:30 - 1:45
einordnete. Dort hieß es dann erst einmal Geduld zu beweisen, da
das Feld erst gestartet werden konnte, nachdem der letzte Teilnehmer
des 10 Kilometerlaufs seinen schwitzenden Leib über die Ziellinie
gewuchtet hatte. Nachdem dies geschehen war, wurde der Startschuss gegeben
und die Horde wälzte sich vorwärts. Ähnlich muss man sich
beim Stierlauf in Pamplona fühlen, nur, dass in München nicht
die Gefahr drohte sich einen Hornstoß einzuhandeln, sondern eher
die Gefahr bestand, zertrampelt zu werden. So ging es die ersten Minuten
im stop-and-go-Tempo vorwärts und erst dann war es möglich
halbwegs in seinem Tempo zu laufen. Jedoch war es immer wieder nötig,
sich seinen Platz im Feld zu erkämpfen und dann zu verteidigen.
Bei Kilometer 5 gab es dann, nach exzellenter Ausschilderung
0,5 km zuvor, endlich das erste Mal eine Verpflegungsstation mit leckeren
Bananen,
Power-Riegeln und viel Wasser. Aufgrund des immer noch dicht gedrängten
Feldes und einer nur einseitigen Platzierung der Verpflegung gestaltete
sich die Aufnahme etwas kompliziert. Jedoch splitterte die Station des
Feld auch in Lauftrinker und Stehtrinker auf, so dass eine ersten Entzerrung
stattfand. Bestens gestärkt, begab sich der noch taufrische incaka
auf die folgenden Kilometer.
Bei Kilometer 10 folgte der nächste Verpflegungspunkt mit den bereits
oben beschriebenen Köstlichkeiten. Wieder langte incaka kräftig
zu, um kurz darauf das läuferische Bergfest zu feiern und sich insgeheim
zu wundern, warum es bisher so rund lief. Vielleicht war das Geheimnis
einer guten Zeit doch eine genügend lange Pause vorher?
Munter ging es weiter durch den sich beständig aufheizenden Englischen
Garten. Während unter den Bäumen teilweise noch Pfützen
vom verregneten Vorabend waren, die eine schwüle Atmosphäre
erzeugten, waren die Gehwege bereits komplett trocken und die Herde wälzte
sich in einer riesigen Staubwolke voran, um sich durstig dem dritten
und letzten Verpflegungsposten bei Kilometer 16 zu nähern. Inzwischen
waren erste Verschleißerscheinungen bei den Läufern erkennbar.
Die Schar der nur noch gehenden Teilnehmer nahm bedenklich zu und auch
incaka musste am Futter- und Wassertrog kurz Rast machen, um neue Kräfte
zu sammeln, die aber leider nicht mehr kamen. Stattdessen bewirkte die
Aufnahme der Leckereien im Stillstand, dass sich das Knie mittels Schmerzen
eindrucksvoll zu Wort meldete. Also hieß es Zähne zusammen
beißen und weiterlaufen. Dieses Laufen entwickelte sich aber zusehends
zu einem Hinken und dann einem Humpeln und letztendlich zwang es zu einer
Gehpause, in der nicht nur die angestrebte Zielzeit, sondern auch das
Erreichen des Ziels aus den Augen schwand. Aufgeben und die restlichen
Kilometer zurückgehen oder Zähne zusammen beißen, sich
selber in den Allerwertesten treten und durchhalten?
Eigentlich keine Frage, auf was die Wahl fiel. Also weiter
in einem humpelnden Laufstil, gemischt mit Gehpausen, dem Ziel entgegen
und die
näher kommende Masse der Läufer erst im Nacken und dann vor
der Brust. Körperliche Schmerzen lassen sich zwar halbwegs ausschalten,
aber die Pein von erkennbar übergewichtigen Menschen locker überlaufen
zu werden, reißt doch tiefe Wunden in die Läuferseele. Sollte
nach der letztjährigen Demontage beim Lauf im bayerischen Germering
wieder einmal eine bayerische Strecke eine Knolle besiegen? Sollte sich
incaka als von Sportscheck gesponsorter V.I.P.-Läufer die Blöße
geben und aussteigen? Nein! Lieber eine schlechte oder grottenschlechte
Zeit als nicht gewertet zu werden. Also vorwärts, Knolle!
Wie ein Pirat mit Holzbein hinkte incaka dem Ziel entgegen
und konnte trotz dieses Zustands auf der Zielgerade sogar noch andere
Teilnehmer "überspurten".
Endlich war der rote Timing-Teppich überlaufen und wie in Trance
schlich incaka vorwärts, um sich die Zielverpflegung in Form einer
Brez´n und einer Flasche exquisiten Adelholzener O2-Wassers zu
gönnen. Dann weiter durch die Wasserdusche, um den überhitzten
Körper zu erfrischen. Weitere Aufnahme eines Sportgetränk in
Form eines alkoholfreien Biers und einer köstlichen Südfrucht,
um sich bei der Urkundenausgabe anzustellen. Dort wurde einem erst einmal
die Ausschreibung für irgendeinen anderen Halbmarathon in die Hand
gedrückt. Da fühlt man sich wie ein Beinamputierter, dem man
ein paar Schuhe schenken will.
An den Zelten des Unterlagendrucks sammelte sich die
Schar der Helden der Laufschuhe, um den Lohn der Mühen in Empfang zu nehmen und erste
Bilanz zu ziehen. "So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie. Eigentlich
wollte ich schon aufhören", "Puh, was eine Hitze!" und "Bin
ich froh im Ziel zu sein" waren nur ein paar der aufzuschnappenden
Kommentare. Kaum hatte auch incaka sich mit seinem schmerzenden Knie
für eine Schlange entschieden, sackte direkt hinter ihm ein Läufer
bewußtlos zusammen und wurde von den Umstehenden sofort versorgt.
Später und bereits wieder bei Bewußtsein wurde er von einem
Krankenwagen abtransportiert.
incaka
hinkte derweil an den Tisch, an dem eine junge Dame die Urkunden live
ausdruckte. Dazu musste nochmals der Laufschuh
mit dem Chip an ein
Lesegerät gehalten werden. Gut, wenn man sich links ein Läuferknie
eingehandelt hat und die Haxe kaum noch hochbekommt und der Chip prompt
links sitzt. Aber ein abermaliges Zähnezusammenbeißen trug
auch hier zum Erfolg bei und letztendlich gab es eine Urkunde mit der
offiziellen Zeit von 2:02:04 Stunden. Leider wurden auf der Strecke irgendwo
2 Sekunden vergeudet, schätzungsweise bei der Verpflegungsaufnahme,
sonst hätte es besser ausgesehen. So ist aber wenigstens Luft nach
oben gegeben. ;o)
Fazit: Ein sehr schöner Lauf mit guter Organisation. Gute Verpflegung,
schöne Ausschilderung. Aufgrund der immensen Teilnehmerzahl nicht
geeignet, um dort hervorragende Zeiten zu laufen (weder trainiert, geschweige
denn untrainiert). Aber eine Teilnahme auf jeden Fall wert!!!
Danksagungen:
Zuerst meiner Freundin für die andauernde Unterstützung,
die Begleitung und das Schießen der Fotos am Wettkampftag sowie
das Aufpäppeln des Schmerzgeplagten im Anschluß an den Lauf!
Svenja aus dem Hause Sportscheck für die freundliche Einladung zum
Lauf! Simone (nebst Freund) für das lautstarke Anfeuern an der Strecke!
--- incaka
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