Volkslauf Germering

23.10.04

Die Demontage

Die Startnummernausgabe klappt reibungslos und bereits morgens sind die Wege zu Toiletten sowie Umkleiden bestens ausgeschildert. Und spätestens der Blick auf den genauen Streckenverlauf erklärt auch die vorher nicht genau vorstellbare Streckenausschreibung: "10 km (vermessen) auf asphaltierten Straßen und Geh-/Radwegen (1 Runde). Die StVO ist zu beachten, und den Weisungen der Streckenposten ist Folge zu leisten." Soweit die Vorbereitungsphase...
Der bayrische Föhn hat für sonniges Wetter und Temperaturen knapp über 20 Grad gesorgt und schon beim Einlaufen suchen sich Schweißperlen ihren Weg. Dann erfolgt der Start und das Läuferfeld begibt sich dicht gedrängt auf eine Runde durch das Stadion, gewürzt mit ersten Positionskämpfen. Und schon ist es Zeit das Stadion zu verlassen. Jetzt zeigt sich, dass ein Lauf, der in einem in einem Wohngebiet gelegenen Stadion gestartet wird und der über nur eine Runde geht, sich ja nahezu zwangsläufig durch, über und unter Straßen schlängeln muss. Daher droht direkt nach Verlassen des Stadions die erste 90 Grad-Kurve und es geht auf einem Gehweg weiter. Das dichte Feld schiebt sich voran und biegt dann abermals in einer annähernd 90 Grad-Kurve auf einen Radweg. Dieser hat etwa die Breite eines kleinen Kleinwagens und so drängelt man sich voran oder wird zurück gedrängelt. Dann folgt die erste Unterführung, steil runter und steil wieder rauf. Etwas entzerrt es sich erst bei der Überquerung einer von der örtlichen Polizei gesperrten Haupteinfallsstraße Richtung München. Wieder führt der weitere Verlauf der Strecke durch Wohngebiete, wo eine Straße aussieht wie die andere. Das einzige, was sich ändert, sind die vereinzelten Gesichter in den Vorgärten der Häuser und die Gesichter der Streckenposten/Polizisten. Und auch die Zahlen auf den Kilometerschildern werden langsam höher und bisher läuft es auch zeitlich ganz gut.
Dann aber pünktlich zur Halbzeit des Laufs fordert langsam das warme Wetter seinen Tribut. Das wärmste Wetter seit Wochen führt zu starkem Verlangen nach Flüssigkeit. Aber so etwas gibt es nicht. Zwangsläufig werden so die Beine schwerer und aufgrund nur spärlichsten Zuschauerinteresses an der Strecke fehlt der pushende Faktor. Also weiter schleichen. Gehweg rauf. Gehweg runter. Vorbei an geparkten Autos, vorbei an von der Polizei gestoppten Autos. Rauf auf den Radweg. Runter vom Radweg. Nächste Unterführung. 90 Grad-Kurve. Nächste Unterführung. Inzwischen sind so mehr Höhenmeter absolviert worden als auf der Waldrunde des Teams. Dann bei circa Kilometer 6,5 ein Lichtblick: Zwei Frauen mit ihren kleinen Kindern jubeln den Läufern zu und kommentieren "Schau, ein Freund des Knoblauchs". Die letzten Kilometer werden länger und länger. Außerdem täuschen Entfernungen in Wohngebieten und was man sieht, kann durch drei Knicks im Streckenverlauf fast zur Fata Morgana werden. Wie dem auch sei, nach über 49 Minuten ist das Stadion erreicht, nur noch wenige Meter sind zu absolvieren. Ein forciertes Schlußtempo entfällt, aus Höflichkeit werden noch zwei Läufer im Zielgatter vorgelassen.
Die Getränkeversorgung im Zielbereich besteht aus lauwarmem Früchtetee. Später gibt es dann reines (Quell-?)Wasser, weil im Kessel nebenan noch dampfend der neue Tee zieht. Gegen Rückgabe der Startnummer gibt es dann ein Geschenk vom Sponsor: eine Trinkflasche in Knochenform.
Zu dieser Zeit ist es also etwa 15 Uhr. Dann beginnt die lange Zeit des Wartens. Schließlich gehört es sich, dass man den Siegerehrungen beiwohnt und außerdem will man ja auch mit dieser Zeit doch eine Urkunde erhalten. Anfangs geht es auch recht zügig los und die jeweiligen Klassensieger erklimmen das Podest, erhalten schöne Pokale (soweit es sowas überhaupt gibt). Plötzlich stockt aber alles und die akustisch gut zu verstehende Sprecherin erklärt, dass jemand den Stecker des Computer herausgezogen hat und jetzt erstmal nichts mehr geht. Denn war vorher die Auswertung mit wenigen Klicks möglich, muss nun die Liste teilweise anhand der handschriftlichen Listen neu eingegeben werden. Es wird angeboten, die Urkunden in der nächsten Woche in der Geschäftsstelle des SV Germering abzuholen.
Gegen 17.20 Uhr ist dann die letzte Ehrung im nun fast leeren Stadion durch (nur die Vereinsfunktionäre, die 3 zu Ehrenden und der Vertreter des Team Aroma Ahoi sind anwesend). Als die Uhr bald 17.30 Uhr zeigt, wird schließlich im Wettkampfbüro die Urkunde für den Starter 143 ausgedruckt. Das die eingedruckte Zeit um 5 Sekunden von der selbst gestoppten Zeit abweicht, spielt in diesen Dimensionen keine Rolle. Lag wahrscheinlich auch am (wenn auch manuellen) Stromausfall. Ironie am Rande: der Hauptsponsor des Laufs war die "Strom Germering GmbH".
Alles in allem, eine sehr anspruchsvolle Strecke, die durch das gerade am Anfang erfahrungsgemäß unruhige Feld, auch gefährlich werden kann. Keine bis kaum Stimmung an der Strecke, was bei nur einer Runde auch nur mit vielen Zuschauern zu gewährleisten wäre. Im Zielbereich leider auf übliche Herbsttemperaturen ausgerichtetes Getränkeangebot und bei diesen Temperaturen leider auch keine Erfrischungen an der Strecke.

Fazit: Dieser Lauf ist heute zweimal bewältigt worden - zum ersten und zum letzten Mal! ---incaka